Was bewirken Blutegel?
Mit der Blutegeltherapie möchte man dafür sorgen das die Durchblutung an einer bestimmten Stelle wieder verbessert wird. Zudem werden Schmerzen gelindert und Entzündungen gehemmt. Durch einen sanften Aderlass, den die Blutegel bewirken, wird auch druck von angeschwollenem Gewebe genommen.
Welche Wirkstoffe enthält ihr Speichel?
Ab dem Moment wo der Blutegel zubeißt bis das er wieder loslässt, gibt er seinen Speichel (Saliva) in das Blut des Wirts, in diesem Fall eines Tieres. Dieser enthält viele unterschiedliche Sekrete, die meisten sind davon aber noch nicht benannt. Es wird davon ausgegangen das es sich um eine Anzahl zwischen 30 – 100 handelt. Die für uns wichtigen, sind die folgenden:
- Hurdin ist ein Gerinnungshemmer der aber nicht lange anhält. So wird dafür gesorgt, dass das Blut während der Nahrungsaufnahme gut fließt.
- Calin ist ebenfalls ein Gerinnungshemmer, dieser wirk aber länger und sorgt somit für das lange Nachbluten. Dadurch wird die Wunde sauber gehalten und es erfolgt ein sanfter Aderlass.
- Hyaluroidase sorgt dafür, dass die Wirkstoffe besser in das Gewebe eindringen können und wirkt leicht antibiotisch.
- Bdellin, Egline und Kollagenase wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd
Ist der Biss eines Blutegels schmerzhaft?
Nein, der Biss eines Egels wird meist wie der einer Mücke beschrieben. Der Blutegel beißt auch nicht wie wir oder ein Hund es tut, er sägt sich mehr mit seinen Zähnen unter die Haut.
Für was können sie angewendet werden?
Es gibt sehr, sehr viele mögliche Anwendungsbereiche in der Human- und der Veterinärmedizin. Hier ein paar Beispiele:
- Hufrehe/Hufrolle
- Gallen/Piephacken
- Sommerekzem
- Mauke
- Bandscheibenvorfall
- Arthrose
- Blutohr
- Lymphatische Stauungen
- Zahnfleischabszesse
- Narben
- Spondylosen
- Phlegmone
- Sehnenschaden/Sehnenscheidenentzündung
- Nervenentzündung
- und vieles mehr…
Wie läuft so ein Behandlung ab?
Vorab möchte ich gleich noch etwas sehr wichtiges erwähnen, Blutegel reagieren sehr empfindlich auf Stress. Also wenn das Tier zum Beispiel unruhig ist oder der Besitzer unter Zeitdruck oder sonst etwas, kann es sein dass die Egel nicht beißen. Es sollte also für alle beteiligten so angenehm und entspannt wie möglich gestaltet werden.
- Es ist wichtig, dass die zu behandelnde Stelle „normal“ riecht damit der Blutegel auch beißt. Das heißt es dürfen davor keine Salben, Shampoos oder andere Mittel benutzt werden.
- Die Zeitspanne bei dieser Behandlung liegt zwischen 30 Minuten und 3 Stunden, je nachdem wie lange die Blutegel saugt. Es ist also wichtig genug Zeit mit einzuplanen.
- Dem Besitzer wird nochmal der ganze Ablauf erklärt und auch mögliche Kontraindikationen noch einmal ausgeschlossen.
- Das Tier sollte an einem ruhigen Ort gebracht werden wo es sich auch entspannen kann.
- Meist wird die Stelle, wo der Blutegel platziert werde soll rasiert und dabei etwas angeritzt, damit er besser animiert wird.
- Es kann aber auch sein dass der Egel sich seine eigene Stelle sucht oder auch das er überhaupt nicht beißen will, dies kommt aber sehr selten vor.
- Wenn die Egel einmal angebissen haben, dann kann das Tier sich auch ein wenig bewegen oder fressen, solange man aufpasst das es nicht an die Egel rankommen.
- Die Egel nehmen während des saugens ca. 2-10 ml Blut auf.
- Die Blutegel fallen von alleine ab wenn sie satt sind und ihre arbeit somit erledigt haben. Es darf auf KEINEN FALL versucht werden sie frühzeitig runter zu nehmen, da sie dann ein Sekret in die Blutbahn geben, dass eine Entzündung hervorrufen kann.
- Nachdem die Blutegel abgefallen sind, werden die Bisswunden noch ca. 6-12 Stunden weiter bluten. Es sieht meist nach viel aus aber es sind nur 5 – 15 ml.
- Das Nachbluten ist erwünscht und darf unter keinen Umständen mit irgendetwas gestoppt oder behandelt werden!!!
- Danach darf das Tier sich wieder frei bewegen, Pferde dürfen auch auf die Weide oder den Paddock.
- Das Tier sollte auf den darauffolgenden zwei Tagen wenn dann nur leicht Bewegt werden.
Kann ein Blutegel öfter verwendet werden?
Nein, ein Blutegel ist ein medizinisches Instrument und nach einmaliger Benutzung sind die hygienischen Standards nicht mehr gegeben. Der Blutegel muss getötet werden.
Welche Kontraindikatonen gibt es?
- Anämie
- Blutegerinnungshemmende Medikamente
- Blutgerinnungsstörungen
- Blutverdünnende Medikamente
- Diabetes mellitus
- Erysipel
- Fieber
- Histaminallergie
- Kachexie
- Leukämien
- Magengeschwür
- Maligne Tumoren
- Parasitenabwehr/Repellents
- Quecksilberhaltige Medikamente
- Schmerzmittel
Literaturtipps:
Ich arbeite viel mit:
- Schaubilderset Hirudopunktur für Tiere
- Blutegeltherapie bei Tieren von Anke Henne